Die letzten paar Tage waren wir schlicht und einfach froh, dass wir das Basislager nicht verloren haben. Seit gestern Donnerstagmittag sieht es wieder gut aus…

Anhand vom Wetterbericht wussten wir, dass wir uns auf Sturm einstellen müssen, mit welcher Gewalt er aber über uns hereinbricht wussten wir nicht. So gut es ging versuchten wir vorgängig unsere Zelte zu fixieren. Es wurde noch gewitzelt warum ich mir auch so viel Zeit dafür nehme. Als es dann am Dienstagnachmittag so langsam richtig zu stürmen begann, wurde es allen klar. Unser rund 10m langes Esszelt steht nicht gerade ideal im Wind. Das gemütliche Nachtessen wurde immer wieder durch das Festhalten des Zeltes unterbrochen.

Das mit Bambus extrem fixierte Zelt der Spanier hielt sich sehr gut bis sich das Dach verabschiedete. Unter nicht idealen Bedingungen versuchten wir ein Dach zu improvisieren. Eine schwierige Aufgabe, aufgrund des starken Windes flog nämlich kurze Zeit davor flog das Materialzelt weg. Zum Glück haben wir vorgängig alles Material im Zelt drinnen fixiert gehabt.

An Schlaf war nicht zu denken. Um 23:00 Uhr ging ich im mein Zelt. Der Wind war erbarmungslos und auch sehr laut. Um 3:00 Uhr wurde ich geweckt, obwohl geschlafen hatte ich nicht. Wir machten Schichtwechsel im Esszelt. Das Küchenzelt steht ein bisschen anders. Es steht seit letztem Sommer im Basislager und ist deshalb auch sehr gut am Boden angefroren. Ein Teil der Küchencrew war aber auch dort die ganze Nacht beschäftig das Gestänge festzuhalten…

Mittwoch, 22. Feb. 2012: Langsam wurde es hell. Es kann sein, dass es einige Zeit kaum windet und dann wieder einige Sekunden oder Minuten unglaublich Böen folgen. Darek, unser Kameramann, verlässt um 8:10 Uhr das Zelt. Gleichzeitig hat sich eine unglaublich starke Böe um 180° verirrt und lässt das Zelt von Janusz in die Luft wirbeln. Nach dem Salto im Schlafsack bleibt er nach 4-5m im komplett zerstörten Zelt aber ohne Verletzungen liegen…

Die Zeit vergeht, es wird langsam Mittag. Ich sitze halb schlafend auf dem Stuhl im Esszelt. Zum Glück sitzen wir zu dritt hier, Gerfried, Janusz und ich. Mein Satellitentelefon war eingeschaltet und genau um 12:16 Uhr geht das Licht an und ein SMS kommt von meiner Michaela. In der gleichen Sekunde schleicht sich lautlos eine Böe an das Zelt. Ich sehe gleichzeitig wie der kleine, 30cm geöffnete Reissverschluss aufreisst und eine weisse Schneewand auf uns zukommt. Es vergehen kaum Sekunden und wir versuchen zu retten was zu retten ist. Ein Teil des Aussenzeltes hat es aufgerissen und verrissen und wir versuchen festzuhalten was man noch kann. Wir rufen um Hilfe. Ishaq, einer unserer Küchenchefs, schaut zum Küchenzelt raus. Er erkennt sehr schnell welches Desaster sich gerade abspielt. Innerhalb kürzester Zeit sind alle draussen. Auch die anderen die in den Zelten waren, erreichen wir durch unsere Rufe…

Im Aussenzelt hat das 7m2 grosse Loch dann über 3m aufgerissen und ein Teil des Innenzeltes freigelegt. Mit Eisschrauben, Steinen und Kerosinkanister fixieren wir wieder und fangen an zu nähen. Gegessen wurde in zwei Schichten und erst Stunden später hatte ich dann auch Zeit, das SMS zu lesen welches 12:16 Uhr angekommen ist…5 Sekunden dauerte die Windexplosion und rund 5 Stunden unser Esszelt wieder zu fixieren…

Abends konnten wir dann endlich unser Nachtessen geniessen und uns ein bisschen erholen. Zwar wurde es auch immer wieder unterbrochen wegen des Windes. Alle hofften, dass das es endlich vorbei ist mit dem Wind. Ich durfte in mein unversehrtes Exped Zelt schlafen gehen. Die anderen schauten, dass immer mindestens zwei Leute wach waren…Vor weit über 10 Jahren war nebenan ein sehr grosser Heli abgestürzt. Auch der Heli konnte dem Sturm nicht trotzen und hat sich um knapp 40m versetzt…

Der Sturm hat sich im Basislager nun wieder gelegt und jetzt hoffen wir, dass der Wind ihm dies auf 8000m gleich tut…

Windstille Grüsse Cedric

 

Neue Auflage vom Film „Vom Winde verweht“ ….

http://www.servustv.com/cs/Satellite/Article/Der-gro%C3%9Fe-Sturm-011259417357124

Ein Kommentar

  1. Lieber Cedric und Freunde

    Zum Glück habt Ihr diesen brutalen Wind gut überstanden!
    Es hörte sich wahnsinnig an in Text und Bild!

    Viel, viel Erfolg und Glück bei Eurem Gipfelsturm.
    Möge Euch allen die Sonne scheinen auf dem Gipfel!

    Liebe Grüsse aus der warmen Stube
    Thomas

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