Die Arbeitswelt hat uns zurück, aber in Gedanken weilen wir immer noch in Nepal.
Kathmandu ist eine lebhafte Stadt, die wir in vollen Zügen geniessen. Nicht nur die Affen, auch die verschiedenen Stupas, die vielen feinen Restaurant und natürlich das Shopping im Thamel , in der engen Innernstadt Kathmandus, haben es uns angetan.
Nach der letzten Dusche in unserem Hotel Gangjong starten wir endlich zur lange vorbereiteten Expedition. Auf dem Flug nach Bhadrapur sehen wir zum ersten Mal unser Ziel.  Jeeps warten auf uns und bringen uns nach Tharpu. Zuerst fahren wir auf einer asphaltierten Strasse viele Hügel hinauf und wieder hinunter. Irgendwann wird die Strasse zunehmend schlechter, doch nach etwa acht Stunden erreichen wir unser Ziel. Zurzeit wird an vielen Orten an den Strassen gebaut und über kurz oder lang werden sie alle asphaltiert sein. Endlich geht das Trekking los und mit grossen Schritten ziehen wir davon. Durch Reis- und Maiskulturen, durch Bambus- und Rhododendronwälder führt uns der Weg hinauf und leider auch wieder hinunter. Zum Glück steigt es irgendwann nur noch an! Täglich wandern wir fünf bis sechs Stunden bis zum nächsten Lager. Da uns die Träger mit ihren schweren Lasten nicht folgen können, müssen wir das wichtigste Material selber tragen. Wir übernachten in den Lodges und essen bei den Einheimischen. Je höher wir kommen, desto kälter wird es. Leider fehlen uns noch die Daunenjacken, die in der Last eines Trägers verstaut sind. Wir stehen auf 4500m, es schneit und die Porters sind noch weit hinter uns. Ein bisschen erkältet, entscheiden wir uns, auf unser Material zu warten. Am 21.April können wir gut ausgerüstet die beiden letzten Etappen unter die Füsse nehmen und kommen endlich ins Basislager auf 5500m.

Alle andern Expeditionen haben bereits ihre Zelte aufgestellt und erste Erkundigungstouren am Berg unternommen. Uns bleibt nur wenig Platz für unseren riesigen Palazzo! Aber auf einem großen Stein fünfzig Meter unterhalb des Esszeltes finden wir einen passenden FelsvorsprungJ.

Und schon studieren wir den Weiterweg. Wo geht‘s hoch? Die Spur zu Lager 1 auf 6200m sehen wir schon. Wow,  wie steil sie ist! Ihr Anblick beeindruckt uns sehr! Zwei Tage später müssen wir diesen Weg spuren und klettern bis ins L1, wo wir einiges an Material deponieren. Schnell steigen wir wieder ab. Ein paar Tage später nehmen wir den gleichen Aufstieg wieder in Angriff, aber jetzt mit Essen für vier Tage. Wir bleiben eine Nacht in L1, dann geht es weiter auf den Gletscher hinunter und  durch eine Spaltenzone. Wir spuren bis zu L2 auf 6400m. Am nächsten Morgen bauen wir unser Camp ab und steigen bis unter den sogenannten Serac. Auf 6800m stellen wir unser Zelt erneut auf und verbringen dort zwei Nächte. Bevor wir ins BC absteigen,  vergraben wir unser Material. Ganz leicht laufen wir zurück.
Im BC geniessen wir die Dusche und essen, soviel wir können, um wieder Kraft zu tanken. Der viele Spinat verhilft uns zu voller Energie für die nächste Akklimatisationsetappe. Zum dritten Mal steigen wir den Fixseilen entlang  zu L1. Weiter gehen wir im Zickzack ins L2 und weiter hoch zu unserem Lagerplatz auf 6800m. Alles ist tief verschneit. Zum Glück finden wir unser Material wieder, welches den grossen Schneefall gut überstanden hat! Nach einer kalten Nacht wartet der große Serac auf uns. Wir finden einen neuen Weg, der zwar etwas länger,  dafür nicht so steil ist. Weil zu viel frischer Schnee liegt und wir nur langsam vorwärts kommen, schlafen wir auf 7000m. Es ist ein grosser Vorteil, wenn man selbst alles auf dem Rücken trägt, denn dann kann man das Lager aufschlagen, wo man will. Am andern Tag bewältigen wir noch eine steile Stufe und erreichen dann das Plateau, von wo wir einen perfekten Blick auf den weiteren Weg haben. Wir gehen an L3 vorbei und schlafen hundert Meter höher auf 7200m. Es windet und schneit die ganze Nacht. Am nächsten Morgen ist es extrem kalt. So schnell es geht,  machen wir uns bereit und steigen ins BC ab. Es ist nicht einfach, mit frierenden Händen abzuseilen!

Um uns zu erholen, benötigen wir wieder ein paar Tage im BC. Wir beschäftigen uns mit Socken waschen, jassen, Fondue kochen und „Crème brûlée“ schlemmen. Während der ganzen Zeit verfolgen wir auch den Wetterbericht. Wir vergleichen die unterschiedlichen Vorhersagen, die starken Wind oder Wolken und Schneefall  prognostizieren.
Der  Gipfeltag ist für den 18. Mai geplant. Voll motiviert verlassen wir das BC und steigen in einem Tag bis ins L2 hoch und am nächsten Tag weiter ins L3. Welch eine Überraschung wartet uns hier! Die Spalte vor L3 ist jetzt doppelt so gross wie vorher. Ein Teil der Schneebrücke ist zusammengebrochen. Mit Hilfe einer Leiter können wir die Spalte bequem überqueren. Ab L3 werden unsere Rucksäcke schwer, denn nun tragen wir Essen und Material mit uns. Mit zunehmender Höhe nimmt unser Tempo ab. Régine, die seit L2 alles erbricht, was sie isst oder trinkt, entscheidet sich nach der Nacht auf L4 zur Umkehr. Höher oben würde sie noch viel Energie und Konzentration benötigen, die ihr ohne Nahrung fehlen würden. Nach drei Tagen ohne Essen wäre dies zu gefährlich!
Kurzfristig entscheiden sich alle andern Expeditionsteilnehmer für den 19.Mai als Gipfeltag. Dies beschert Cedric einen unnötigen Wartetag  in L4, denn es ist schwierig,  ohne Sauerstoff und ganz auf sich selbst gestellt über 1000 Höhenmeter auf den Gipfel zu spuren.
Am 18. Mai, abends um 10 Uhr, verlässt er das Zelt. Schon nach kurzem geht es steil hoch und er folgt wieder den Fixseilen, welche in den letzten Wochen von den verschiedenen Expeditionen vielerorts unnötigerweise bis auf eine Höhe von knapp 8000m verlegt worden sind. Jetzt, wo es ein grosser Sicherheitsgewinn gewesen wäre, liegen keine mehr. Es kommen nur noch ab und zu ein paar alte zum Vorschein.
Das grosse Couloir will nicht enden. Auf 8200m wird der Schnee sehr hart und die ganze Gruppe diskutiert kurz über den Weiterweg. Die Hälfte der verbliebenen Bergsteiger entscheidet sich dort zur Umkehr. Cedric steigt weiter hoch durch Fels und Eis, nicht sehr schwierig, aber doch kräfteraubend auf dieser extremen Höhe! Kurz vor 10 Uhr steht er nach zwölf Stunden anspruchsvollem Aufstieg ohne Hilfe von Sauerstoff auf dem Gipfel des Kanchenjunga auf 85 86m!
Nach ein paar Foto- und Filmaufnahmen fordert der Abstieg von ihm nochmals volle Konzentration. Vier Stunden später ist er schon zurück in L4, wo er endlich etwas trinkt und sich dann schlafen legt. Am nächsten Morgen packt er alles Material zusammen und steigt mit übervollem Rucksack ins Basislager ab. Hier bleibt ihm keine Zeit zum Feiern, denn schnell wird alles zusammengepackt.

Schon am nächsten Tag verlassen wir das BC. Während des Marsches zurück  in die Zivilisation legen wir immer zwei Etappen in einem Tag zurück. Verwundert stellen wir fest, wie sich die Natur in einem Monat verändert hat. Alles ist grün und blüht in vielen Farben. Uns alle drängt es nach Hause. Um einen Tag zu gewinnen, verbringen wir sogar die achtstündige Busfahrt bei Nacht. Schnell erreichen wir so wieder über Bhadrapur Kathmandu, buchen den Flug um und sitzen einen Tag später schon im Flugzeug Richtung Schweiz.

3 Kommentare

  1. Thomas Wetzel

    Sali Cedric

    Euer Bericht finde ich super geschrieben!
    Bravo zu Eurer tollen Leistung!

    grüessli Thomas

  2. salü Cedric

    Gratuliere zu dim Gipfelerfolg (super Bilder), hoffe hesch wieder mal Zit für ne Chlettertour;-)

    lg bj

  3. Michael Harberg

    Grüsse aus dem ,Hohen Norden,. (Hamburg)

    Herzlichen Glückwunsch von mir für Deine super Leistung. Der Berg hat`s Dir erlaubt.
    Grüsse von Michael. ( Wir waren 2009 zusammen am Broad Peak mit Stefan)

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