Ihr habt schon lange nichts mehr gehört. Bei uns ist das Hochdruckwetter fast schon beängstigend. Leider wird es im Laufe von morgen auch zu Ende gehen, der Jetstream wird uns erreichen und uns hoffentlich nicht die ganze Arbeit am Berg zunichte machen.

Der Weg vom Basislager in unser vorgeschobenes Basislager ist ein sehr mühsamer und steiniger. Zuerst müssen wir den besten Weg durch den Gletscher auf die andere Seite finden. Von dort führt der Weg immer hinauf und hinunter, bis wir schliesslich 400m höher auf 4800m und knapp 20km weiter vom Basislager entfernt sind. Nach sechs Stunden Marsch mit den schweren Rucksäcken erreichen wir endlich unser ABC.
Den Wunsch nach dem kürzesten und direktesten Weg durch den Gletscherabbruch müssen wir sehr schnell vergessen. Zuerst rauscht auf der linken Seite eine Lawine herunter, also weichen wir auf die rechte Seite aus. Kurz darauf donnert auch hier eine herunter. Abends um 9Uhr rast eine Lawine über alles hinweg bis weit in die Ebene hinaus… Die Lawinen bedrohen uns immer und überall!
Die Gletscherabbrüche an dieser Nordflanke sind gewaltig. Es herrscht kein Tag ohne bedrohliches Getöse. So bleibt uns nichts anderes, als irgendwie den sichersten Weg zu finden. Bereits am nächsten Tag gehen wir daran, eine 500Meter hohe Wand zu erkunden. Sie fängt sehr gemächlich an. Die letzten 200m sind blankes Eis und gegen sechzig Grad steil. Michi, Hans und ich verlegen aus Sicherheitsgründen und um schneller wieder an Ort zu sein im Abstieg 450m Fixseile. Der Weg ins Lager1 ist offen! Ueli, Steph und Lolo bringen Material ins Lager1 und erkunden weiter den Weg nach oben. Es wird ein sehr strenger zweiter Teil werden!
Nach einem Ruhetag im ABC und unseren letzten guten Spaghetti steigen wir am folgenden Tag ins Hochlager 1 auf 5750m auf. Michi bleibt hier zurück, während Hans und ich weitersteigen. Schnell erreichen wir den Umkehrpunkt der andern. Ich steige die 180m hohe, immer steiler werdende Schneeflanke hoch. Sicherungen kann ich nur sehr spärlich anbringen. Das Überklettern der Eispilze und der anschliessende Bergschrund gestalten sich als sehr schwer! Wir steigen ins HC1 ab und verbringen die erste Nacht in der Höhe. Am nächsten Tag verlegt unser Bergführeraspirant das Fixseil beim Bergschrund so ungeschickt, dass es für mich kein Durchkommen mehr gibt. Ich steige wieder ins HC1 ab und klettere nochmals mit zusätzlichen 300m Fixseil bis zu meiner unbezwingbaren Stelle hoch… Hans und Michi machen sich nun daran, die sehr steile Fels- und Eiswand zu bezwingen. Nach Schwerstarbeit steigen auch sie wieder ins HC1 ab.
Steph, Ueli und Lolo haben das HC1 erreicht, und Michi steigt noch ins ABC ab. Hans und ich steigen schwer beladen drei Stunden nach den andern drei auch wieder auf. Wir wollen versuchen, das Lager2 einzurichten. An den Fixseilen kommen wir schnell voran. Bald stossen wir aber auf die andern. Ueli kämpft drei Stunden lang in einem Couloir mehr oder weniger an der gleichen Stelle. Schliesslich hat er fast kein Material mehr und
muss an meiner Mammut Lawinenschaufel abseilen. Sie beschliessen, durch das andere Couloir zu steigen, welches uns mit Müh und Not höher bringt. Hans und ich stellen auf 6300m das Zelt auf, während die andern wieder ins HC1 absteigen. Mit schwerster Spurarbeit und schwer beladenen Rucksäcken versuchen wir, den Weiterweg zu erkunden. Die Bergschründe bereiten uns am meisten Sorgen. So steigen wir in einer richtigen Zickzack-Linie hoch, um immer wieder einen Weg darüber zu finden. Bis fünf Mal müssen wir an einem Bergschrund ansetzen, bis wir ihn bezwungen haben. Kurz vor unserem Lagerplatz kommt ein Funkspruch von Kari. Er teilt uns mit, dass sich das Wetter am Mittwoch verschlechtern würde. Wir haben alle Schwierigkeiten hinter uns, der Weg nach oben ist offen. Können wir vorher noch den Gipfel erreichen? Für Hans und mich ist es ausgeschlossen, wir sind jetzt seit sieben Tagen pausenlos im Einsatz. Hans spurt noch weiter bis auf 7000m, während ich das Zelt auf 6850m jetzt ohne Schaufel aufstelle. Wir zwei haben beschlossen, am nächsten
Tag ins BC abzusteigen. Steph und Ueli werden von Kari überredet, einen Gipfelangriff zu starten. Versuchen können wir es, aber wir sind schlecht akklimatisiert, lautet Stephs Antwort…
In der Nacht geht es uns trotz der Höhe sehr gut. Wir lassen unser gesamtes Material vom Schlafsack, über Kocher, Daunenjacke und Daunenhandschuhe im Lager. Essen können wir leider keines da lassen, da wir ja auch fast keines mehr haben. Ein Farmerstängel für zwei Personen ist nicht viel…
Beim Abstieg kreuzen wir Steph und Ueli und wünschen ihnen viel Glück. Im Eiltempo steigen wir ab ins Basislager, wo wir mit Rösti und Spiegelei herzlich empfangen werden. Wir fühlen uns wohl in der dicken Luft und verbringen eine erholsame Nacht, einzig geplagt von der Ungewissheit, wie es den andern beiden beim Gipfelsturm gehen wird… Um 6.30h kommt der ernüchternde Funkspruch, der uns mitteilt, dass die beiden wegen enorm starker Kopfschmerzen nicht gestartet sind und sich für den Abstieg bereit machen. Vor kurzem sind Steph und Ueli bei uns im Basislager eingetroffen.
Ich geniesse den Ruhetag hier…
Jetzt ist Warten angesagt, bis das Wetter es wieder gut mit uns meint…

En Gruess es em Basislager…

Bilder kann ich euch leider keine übermitteln. Es sind aber einige
geniale Diabilder entstanden…

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